Smart City: Monheim am Rhein Markus 14. September 2020

Smart City: Monheim am Rhein

Blog

In der Informationswissenschaft und in vielen weiteren wissenschaftlichen Disziplinen werden Kommunen unter dem Aspekt der Digitalisierung bewertet. Dieses Entwicklungskonzept wird als Smart City bezeichnet. Anhand von fünf Kriterien lässt sich bestimmen, ob sich eine Stadt als smart, also intelligent, bezeichnen lässt. Die Kommune Monheim am Rhein hat besonders in den letzten Jahren stark nachgeholt und wesentlich in die Digitalisierung der Stadt investiert. Sie gehört zur ersten Stadt Europas mit einer autonomen Buslinie und ist vollständig mit Glasfaser ausgestattet. Ob dies allerdings ausreicht, damit die Stadt Monheim am Rhein als Smart City bezeichnet werden könnte, lässt sich an eben diesen Kriterien messen.

Kriterien der Smart City

Die fünf Kriterien einer Smart City umfassen möglichst alle Bereiche des alltäglich Lebens. Dazu zählen Politik & Verwaltung, Kommunikation & Data Management, Energie & Umwelt, Mobilität und Gesellschaft. Dazu ist anzumerken, dass diese Aspekte nicht allgemein bewertet werden, sondern in ihrer intelligenten Gestaltung. Dafür müssen diese Elemente nicht zwingend digital oder technologisch umgesetzt worden sein, sondern effizient und nachhaltig.

Politik & Verwaltung

Es gibt gleich mehrere Gründe, weshalb eine smarte Verwaltung einer Stadt notwendig ist. Je größer Kommunen werden, desto schwieriger wird ihre Verwaltung. Sowohl vonseiten der Stadt als auch der Bürger/innen. Daher ist es von großem Vorteil, intelligente Schnittstellen anzubieten. Hierfür bietet die Stadt Monheim gleich mehrere Möglichkeiten.

  • Mitmach-Plattform: Die Kommune bietet mit mitdenken.monheim.de eine Webseite an, verschiedene Projekte zu bewerten, zu kommentieren und gänzlich eigene Ideen einzubringen. Dabei ist es möglich Projekte einzusehen, zu bewerten und zu kommentieren. Dadurch haben die Bürger/innen einen stärkeren Bezug zu Veränderungen in der eigenen Stadt als auch direkten Einfluss auf die Umsetzung. Zudem hat die Stadtverwaltung ein besseres Bild über die allgemeine Stimmung zu bestimmten Vorhaben.
  • Online-Services: Die Stadtverwaltung ermöglicht es sowohl Unternehmen als auch Bürger/innen bestimmte Unterlagen direkt online einzureichen. Diverse Prozesse sparen so Zeit und Papier. Dies ist ein wichtiger Schritt zum papierlosen Büro. Dadurch kann nicht nur sehr viel Papier, sondern auch Energie eingespart werden. Die Effizienz ist zudem deutlich höher, da grundlegende Daten automatisch verarbeitet werden können, ohne einen Sachbearbeiter zu benötigen.
  • Bargeldlos Zahlen und ePayment: Es ist nicht nur vor Ort möglich bargeldlos zu zahlen, sondern auch Rechnungen via QR-Code zu begleichen. In Zeiten des Online-Bankings können so Rechnungen schneller und übersichtlicher abgeschlossen werden. In vielen Ländern außerhalb Deutschlands, beispielsweise in Frankreich, ist dies sogar das Standardverfahren.

Kommunikation

Unter Kommunikation und Data Management ist alles im Zusammenhang mit Internet und Informationsverwaltung zu verstehen. Sowohl die Verbreitung der jeweiligen Kommunikationsnetzwerke als auch ihr technischer Standard. Insbesondere hinsichtlich des immer noch schwachen Ausbaus von Glasfaser in Deutschland, spielt dies für alle Einwohner, Unternehmen und die Verwaltung eine maßgebliche Rolle. Kommunikation gilt wohl auch als eindeutigstes Kriterium für eine Smart City.

Was früher Telefonistinnen vorgenommen haben, übernehmen mittlerweile Servernetzwerke vollautomatisch.
  • Glasfaserausbau: Früher als geplant konnte Monheim den Ausbau von Glasfaser vollenden. Die Kommune konnte dank der lokalen Partei PETO und der deutschen Glasfaser nachholen, was sträflich vernachlässigt wurde und 2018 die Arbeiten daran abschließen. Ein Grund dafür war, dass die MEGA (örtlicher Elektrizitäts- und Gasversorger) Vorteile aus bereits bestehenden Baustellen genutzt hat und Kabel so günstig und schnell austauschen konnte.
  • Öffentliches WLAN: Immer mehr Kommunen bieten ihren Bürger/innen öffentliches WLAN an. Auch Monheim hat zwecks dessen über 200 Accesspoints an hochfrequentierten Orten platziert und bietet darüber kostenloses kabelloses Internet an. Diese Hotspots decken nicht die gesamte Stadt ab, sind allerdings intelligent an Orten platziert, an denen entweder viele Personen unterwegs sind, öffentliche Einrichtungen oder Geschäfte in der Umgebung sind.
  • Netzabdeckung: Laut Breitbandmessung gibt es in Monheim keine Funklöcher. Die meisten Zellen decken 4G, also das schnellste Netz ab. Wenige, primär in Blee, bieten lediglich 3G an. Damit schließt sich die Stadt dem Standard des Umfelds an.
  • Digitale Infotafeln: In der gesamten Stadt sind große Infotafeln mit zwei Bildschirmen aufgestellt, die sich via Touch Bildschirm bedienen lassen. Sie bieten allgemeine Informationen wie kommunale Nachrichten, als auch Informationen zum Wetter. Aber eben auch die Möglichkeit eine Stadtkarte aufzurufen, Kontaktdaten zu erhalten oder Geschäfte zu finden.

Energie & Umwelt

  • Intelligente Straßenbeleuchtung: Auch Straßenlaternen können intelligent sein. Denn nicht jede Laterne muss immer voll leuchten Monheim begann in der Innenstadt mit dem Austausch alter, lichtschwacher Laternen durch neue intelligente Straßenbeleuchtung. Dadurch können Straßen automatisch dunkler beleuchtet werden, wenn sie niemand verwendet und Anwohner/innen werden durch diese nicht gestört. Auch während Stadtfesten sind sie für die zusätzliche Beleuchtung anpassbar. Dabei handelt es sich bisher eher um ein Pilotprojekt und ist bei noch nicht allgemein im Einsatz. Ein Video dazu finden Sie hier.
  • Sondermüll: Viele Kommunen bieten ihren Bürger/innen Sperrmüllabholung auf Anfrage an. Nicht alle davon tun dies kostenlos. Monheim aber bietet dies nicht nur gratis an, sondern ermöglicht auch den eigenen Abtransport zum Wertstoffhof. Besonders ist hier, dass auch Schadstoffe kostenlos angenommen werden. Das ist ein wichtiger Grund, um Schadstoffe aus der Umwelt fernzuhalten. Denn Gebühren verleiten viele Bürger/innen diese einfach in den regulären Müll zu entsorgen oder gar illegal auf Waldflächen abzuladen.
  • Energiegewinnung: Die MEGA in Monheim, der örtliche Elektrizitätsanbieter, bietet 100% Ökostrom an und gibt diesen so an die Endkunden weiter. Dieser besteht teilweise aus Windkraft und aus Biomasse. Während beide regenerative Quellen nutzen, ist Biomasse nicht frei von CO2-Emissionen. Aus verbrannter Biomasse steigt Wasserdampf auf, die Energie generiert. Der Anteil dieser beiden Quellen ist nicht bekannt. Da das Stromnetz in Deutschland allerdings ohnehin nur ein großer Pool ist, ist der Einfluss der Kommune auf diesen Pool auch entsprechend begrenzt.

Smarte Mobilität

  • E-Mobilität: Es gibt gleich zwei wichtige Aspekte, die Monheim ausgearbeitet hat, um die E-Mobilität voranzubringen und so den CO2-Ausstoß durch den Straßenverkehr zu senken. Einerseits bietet die Stadt allgemein an vielen öffentlichen Plätzen, besonders im Bereich der Innenstadt, Ladesäulen für E-Autos an. Des Weiteren bietet die Stadt allerdings auch Personen über den Car-Sharing-Service E-Autos auf Zeit an, wenn sie sich selbst kein Auto leisten können oder wollen. Viele Menschen benötigen Autos nicht in dem Umfang und können so auf Stadtautos zurückgreifen, die auch Mitarbeiter der Kommune selbst nutzen. Dadurch wird das Car-Sharing nicht nur attraktiver, sondern auch kostengünstiger.
  • Kostenloser öffentlicher Verkehr: Für Bürger/innen der Stadt Monheim ist das Nutzen der kommunalen Buslinien kostenlos möglich. Sie müssen dafür keine allgemeine Gebühr bezahlen. Dadurch fahren nicht nur weniger Leute mit dem Auto, sondern können barrierefreier unterwegs sein. Das wird auch durch digitale Fahrpläne und Lautsprecherdurchsagen unterstützt.
  • Autonome Busse: Europaweit erstmalig wurden in Monheim am Rhein Buslinien eingeführt, die vollautomatisch vorgegebene Strecken abfahren. Dabei handelt es sich um vergleichsweise kleine Busse mit bis zu zwölf Plätzen. Konstruiert wurde dieses Modell EZ10 vom französischen Hersteller EasyMile. Dabei fährt der Bus nicht ganz alleine, sondern muss statt mit einem Busfahrer von einem Operator überwacht und zur Not bedient. Grundsätzlich fährt der autonome Bus bisher mit etwa 11 km/h durch die Altstadt, deren Wege primär von Fußgängern und Radfahrer/innen genutzt werden. Die Daten, die bei diesen Fahrten gesammelt werden, sind wichtige Informationen für mögliche weitere autonome Busse, die den regulären Busbetrieb übernehmen könnten. Die Vorteile eines autonomen Linienverkehrs wären weitreichend. Busfahrer könnten sich mehr um Fahrgäste als um die Strecke kümmern, wenig genutzte Linien könnten auf Abruf fahren und so deutlich CO2 und Kosten einsparen.
Eine Bushaltestelle mit vorbeiziehendem Verkehr.

Gesellschaft

Eine Smart City besteht natürlich nicht nur aus der Verwaltung, sondern vor allem auch aus ihren Bürger/innen. Diese müssen sich auch untereinander vernetzen lassen. Denn so paradox es klingt, entfremden sich Menschen in größeren Städten schneller als in kleineren. Daher kann das Defizit mit verschiedenen sozialen Plattformen ausgeglichen werden.

  • Digitaler Mängelmelder: Die Stadt bietet Bürger/innen die Möglichkeit allgemeine Mängel in der Stadt digital zu melden. Dies ist Teil des Mitmach-Portals der Stadt Monheim und ist beispielsweise hier zu finden: https://www.monheim.de/stadtleben-aktuelles/mitmach-portal/maengelmelder. Die Bürger/innen können Fotos der Mängel und eine Beschreibung einreichen. Intern verarbeitet die Verwaltung den Mangel und leitet an die zuständige Stelle weiter, um diesen möglichst zeitnah zu beheben, falls möglich. Dazu können auch andere Bürger/innen weitere Informationen beitragen oder beobachten.
  • Bürgerbeteiligung: Sowohl mit der Plattform Mitdenken als auch Mitmachen, werden Bürger/innen in Entscheidungsprozesse mit einbezogen und haben die Möglichkeit aktiv Einfluss auf die Stadtentwicklung zu nehmen.

Stand Deutschland im Vergleich

Laut einem Ranking aller Smart Citys in Europa smart-cities.eu, welche von der TU Delft und TU Wien unterstützt wird, wurden einige Städte Europas ausgewertet. In dieser Auflistung befinden sich die 70 am weitesten entwickelten Städte im Bereich Digitalisierung. Davon erreichen gleich 6 Städte Deutschlands eine Platzierung in diesem Ranking. Damit ist Deutschland verhältnismäßig häufig in dieser Statistik. Italien und Polen sind mit 5 Städten vertreten. Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass Deutschland ein sehr einwohnerstarkes Land ist und eine Rechnung pro Einwohner das Bild wieder deutlich ändern würde. Grundsätzlich lässt sich allerdings sagen, dass sich damit Deutschland mindestens im Durchschnitt, wenn nicht sogar im oberen Drittel platziert. Betrachtet man das Ganze auf einer globalen Skala, schneidet Deutschland nicht mehr so gut ab. Laut smartcitygovt.com liegt beispielsweise Berlin erst auf Platz 29 von insgesamt 50 Top Smart Citys.

Auch wenn Forscher/innen primär Großstädte analysieren, ist eine breite Aufstellung aller digitalisierten und smarten Städte in Deutschland wichtig. Denn besonders auf dem Land benötigt es viel Unterstützung durch technischen Fortschritt. Schnelles Internet, eine durchdachte Informationsinfrastruktur und Mobilität ermöglichen es Defizite in weniger dicht besiedelten Gebieten auszugleichen. Sowohl wirtschaftlich, gesellschaftlich als auch medizinisch. Daher ist der Fortschritt auch in kleineren Städten wie Monheim am Rhein sehr wichtig.